Rezepte gibt es wie Sand an Meer, doch wer von Grund auf selber kochen lernen möchte, braucht mehr: klare Schritt für Schritt-Anleitung damit alles gelingt. „Findet man solche Grundlagen in einem Online-Kochkurs?“ fragte ich mich und machte mich auf die Suche.
Wo lerne ich kochen?
Um das Fazit vorwegzunehmen: es ist leicht einen Kochkurs zu finden, mit dem – angeblich – totale Anfänger kochen lernen können. Aber der Praxistest zeigt, dass es den Online-Kurs, der perfekt auf echte Anfänger zugeschnitten ist, noch nicht gibt. (Vielleicht habe ich ihn einfach noch nicht gefunden?)
Ich zeige Dir hier, welcher von den 3 getesteten Kursen sich für den absoluten Kochneuling am Besten eignet und welche Ansprüche die anderen beiden Kurse erfüllen.
Wer vegan kochen möchte, findet hier einen guten Anfängerkurs (hier klicken).
Kochkurse auf udemy.com
Auf der Lernplattform „Udemy“ bin ich auf mehrere Kochkurse gestossen. Sie sind kostengünstig, verglichen mit Angeboten auf anderen Websiten: 24,99 bis 99.99 Euro bezahlt man regulär, um die Kochkurse zu absolvieren. Wartet man eine der regelmässigen Aktion von udemy ab, bekommt man jeden Kurs für nur 12,99 Euro!
Diese Kurse können zu jeder Zeit und an einem beliebigen Computer absolviert werden (im Gegensatz zu Online Kochkursen mit Termin).
Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich hier noch folgende Kochkurse – testen und vorstellen:
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- Von Meisterklasse.de: „Die Kunst des Kochens“ mit Harald Wohlfahrt für 89 €
- Von 7Hauben.com: „Das Einmaleins des Kochens“ mit Starkoch Johann Lafer für 49 €
Die 3 getesteten Kurse
Die folgenden 3 Kurse sind laut Kursbeschreibung für Anfänger. Ich habe sie mir alle angesehen – Stundenlang. Tagelang. Über 25 Stunden – von A-Z.
- Zuhause einfach kochen
- Just cook it – online kochen lernen
- Basis Kochen – Selber kochen statt Fastfood
Alle Kurse wurden von Profiköchen entwickelt. Jeder verspricht, dass sein Angebot anfängertauglich ist.
Natürlich beherrschen diese Profis das Kochen im ff. Die Frage ist nun: sind die Kochprofis auch gute Lehrer, die wissen, was der Anfänger braucht? Ich gehe als Erwachsenenbildnerin dieser Frage nach.
Hier gehts direkt zum Fazit
Was ist ein guter Anfängerkurs?
Hast Du Dich auch schon für einen Kurs für Einsteiger angemeldet, um etwas Neues zu lernen? Dann ging es Dir eventuell wie mir? Als ich vor vielen Jahren ein Jazzdancekurs für Anfänger buchte, ging ich begeistert zur ersten Lektion ins Studio, doch schon nach zwei Lektionen war ich total frustriert und ging nie mehr hin.
Warum?
Der Kurs war für Anfänger ausgeschrieben, aber die anderen Teilnehmerinnen beherrschten, im Gegensatz zu mir, bereits eine ganze Reihe von Schritten. Sie hoben, streckten und beugten die Armen, legten den Kopf mal nach links mal nach rechts und zappelten mit den Füssen in alle Richtungen.
Die Kursleiterin stellte sich darauf ein, zeigte weitere Schritte während ich versuchte, im Schneckentempo, mit Blick auf meine neu gekauften Hallenschuhe, zumindest meinen Füssen die erste Schrittabfolge beizubringen. An Arme und Kopf konnte ich noch gar nicht denken.
Ähnlich überfordert wird auch der echten Kochanfänger sein, wenn er sich – einfach auf gut Glück – einen Kochkurs im Internet bucht. Mein Test zeigt: nur einer von drei Kursen ist geeignet für echte Einsteiger – der Kurs von Oliver Pehl.
Hier gehts zum Testsieger
Nicht jede Fachperson kann gut unterrichten
Viele Fachleute, die in ihrem Bereich „alte Hasen“ sind, meinen man könne einfach von seinem Wissen erzählen und den Zuhörern so beibringen, was man selbst weiss. Die Praxis zeigt: Fachpersonen ohne methodisch-didaktische Zusatzausbildung machen 4 Hauptfehler:
- ihnen ist zu wenig bewusst ist, dass für den Einsteiger auch das neu ist, was für sie als alte Hasen selbstverständlich ist. Deshalb übersehen sie welche Basics dem absoluten Neuling fehlen
- deshalb steigen sie auf zu hohem Niveau ein, gehen zu rasch voran und überfordern so die Einsteiger
- deshalb sind die praktischen Aufgaben, die fürs Entwickeln der neuen Fähigkeiten notwendig sind, nicht passgenau (falls überhaupt Aufgaben gestellt werden, denn die zu entwickeln ist Knochenarbeit)
- zudem orientieren Kursleiter sich in Gruppenkurse an den Besten der Klasse – genau genommen am besten Drittel. Die „Mittel-guten“ unterstützen sie zu wenig und die Langsam-Lerner hängen sie – ohne sich dessen bewusst zu sein – ganz ab.
Du wirst sehen, die ersten 3 Fehler haben auch diese 3 getesteten Kurse. Sie sind deshalb noch lange nicht schlecht, aber es zeigt: um einen sehr guten Kurse für Anfänger zu entwickeln, muss man nicht nur ein Profi sein, der weiss, wie es geht. Man muss auch ein guter Lehrer sein, der einen Kurs exakt auf Anfänger zuschneiden kann.
Mein Nachbar Huber – was er als blutiger Koch-Anfänger lernen musste
Mein Nachbarn, Herr Huber, erzählte mir letzthin, er habe während seines ganzen Berufslebens in der Küche nie einen Finger gerührt. Er habe seinen Job in einem erfolgreichen Unternehmen gemacht. Zu Hause habe seine Frau den Haushalt geführt und jeden Tag gekocht. Nicht ein einziges Mal in seinem Leben habe er den Herd eingeschaltet, einen Topf auf den Herd gestellt oder gar eine Bratkelle oder ein Rührbesen benutzt. Doch dann erkrankte seine Frau an Demenz und er wusste: ich muss kochen lernen! Ganz plötzlich. Für seine Frau und sich selbst.
1000 Fragen hatte Herr Huber in dem Moment, als er zum ersten mal den Herdschalter betätigte, um etwas zu kochen. Ja, die Herausforderungen begannen eigentlich schon viel früher – beim Einkaufen: was und wieviel? Und was macht man später mit der angefangenen Packung? Das und Vieles andere wusste Herr Huber nicht.
Immerhin – dank seiner Frau – war schon die Basisausrüstung in der Küche vorhanden. Etwa Salz, Öl, Mehl, Gewürze und die grundsätzliche Ausrüstung wie Töpfe und Messer. Jetzt fehlte nur noch, dass ihn jemand Schritt für Schritt anleitet.
Lernt Herr Huber mit Online-Kursen wirklich kochen?
Angenommen mein Nachbar, Herr Huber, hätte einen der drei Onlinekurse gekauft in der Hoffnung, dass er so das Kochen von der Pike auf lernt. Hätte das geklappt?
- Herr Huber hätte gern gelernt Eier zu kochen – ein 3-Minuten-Frühstücksei zum Beispiel oder ein Spiegelei fürs Abendessen.
- Er hätte sich gewüscht ein schnelles Mittagessen kochen zu können: ein simples Gericht, wie ein Salat oder eine Suppe; auch Spaghetti oder Reis kochen wäre interessant gewesen.
- Danach hätte er sich auch ans Gulasch-kochen gewagt und vielleicht sogar Broccoli oder Karotten kochen wollen.
Herr Huber und seine Frau wollen bei sich zu Hause ja nicht wie im Restaurant essen. Sie brauchen einfache Hausmannskost. Entsprechend müsste Herr Huber also die Fähigkeiten einer Hausfrau erlernen, also das, was sich auch heute noch Kinder oder Jugendliche bei ihrer Mutter abschauen: was und wie sie für die Familie kocht und wie sie den Haushalt führt.
Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist für einen Profikoch schwer, eben weil er Profikoch und kein Hausmann ist. Nur Oliver Pehl gelingt das in seinem Kurs zu einem grossen Teil. In den beiden anderen Kursen geht es zu wie in der Kochlehre für den Restaurantkoch.
Wie kocht man in einem Privathaushalt?
Für den Haushalt-Anfänger ist relevant:
- wie man den Kochherd anschmeisst und wie man mit dem Temperaturregler umgeht
- worauf man beim Einkaufen achten soll und wie man Lebensmitteln lagert
- Lebensmittelkunde zu Getreide, Früchte, Gemüse, Fleisch und Milchprodukten. Wie soll der Anfänger sonst wissen, was das Richtige ist, wenn im Rezept von „Creme fraiche“ die Rede ist?
- welche Gerichte eignen sich für Anfänger, welche nicht und warum. So wird der Anfänger schnell selbständig.
- Wie man Rezepte liest und was die Masseinheiten und Abkürzungen in Rezepten bedeuten
- wie man sich organisieren muss, damit der Salat und das Pastagericht oder das Fleisch und der Reis gleichzeitig fertig, gar und heiss sind.
- Wie man es schafft einen Zeitplan einzuhalten
- Hygieneregeln im Umgang mit Lebensmittel und die Arbeitssicherheit, denn so leicht schneidet oder verbrennt man sich
- wie man Pannen beheben kann, also was man tun kann, wenn die Nudeln versalzen oder der Reis im Topf angebrannt ist
- eine Menuplanung, die unnötige Essabfälle verhindert ist kein Thema
- wie man Resten vermeidet und verwertet
Erstes Fazit
Diese Inhalte sind in keinem der getesteten Kurse im vollen Umfang vorhanden. Für den blutigen Anfänger sind die Kurse deshalb nur bedingt hilfreich. Nur einer der drei gestesten Kurse vermittelt soviel Anfängerwissen, dass ich ihn für Menschen ohne Vorkenntnisse empfehlen kann (siehe Testsieger).
Die beiden anderen Kurse eignen sich für alle, die bei Oma, Mama, Papa oder in der Kochschule schon einige Handgriffe im Umgang mit Herd, Backofen und Lebensmitteln gelernt haben. Sie werden mit diesen Kursen rasch ihre Fähigkeiten und ihr Repetoir erweitern.
Kochen lernen Grundlagen – hier gibts die notwendigen Basics
Wer noch absolut keine Vorkenntnisse hat, sollte sich nicht nur einen Online-Kurs kaufen. Er/Sie tut gut daran die genannten Grundkenntnisse für den Privathaushalt zu erwerben. Sehr zu empfehlen sind die folgenden beiden Kochbücher:
anfängertaugliche Kochbücher |
Ein Grundlagenbuch, das diesen Namen wirklich verdient |
Das Standardbuch, das in den Schweizer Schulen genutzt wird |
bestellbar (mit Blick ins Buch) | exlibris | exlibris |
Auch Videos können hilfreich sein.
Markus Meier zum Beispiel, ebenfalls Profikoch, hat gecheckt, wie es funktioniert, das leicht kochen für Anfänger im Privathaushalt. Er hat einige hilfreiche YouTube-Videos gemacht. Auch der NDR bietet spannende Inhalte um kochen zu lernen.
Videos | von Markus Meier Playlist: Kochen für Kochazubis und Anfänger | NDR-Fernsehen: Kochen lernen leicht gemacht |
Wer gerne in Gruppen lernt, ist gut beraten, mit einer Kochgruppe (siehe VHS, Migrosklubschule und private Anbieter) oder einem Kochclub. Oft lohnt es sich auch Freunde und Nachbarn zum gemeinsamen Kochen und Essen einzuladen. Meine Erfahrung ist: wer selbst schon kochen kann, zeigt einem blutigen Anfänger gerne, was er drauf hat.
3 Online-Kochkurse im Vergleich
Schauen wir also, wie sich die Kochkurse für Menschen mit Vorkenntnissen eignen, wenn sie ihre Kochkenntnisse erweitern möchten.
Kurz gesagt: in jedem der 3 Kurse kann man Inputs finden, die das (geringe) Kursgeld wert sind. Für eher geübte KöchInnen halte ich „Just cook it“ für die beste Wahl (Begründung siehe Testergebnis). Es ist allerdings eine intensive Schule – immerhin dauert der Kurs 20 Stunden!
Der Kurs „Zu Hause einfach kochen“ wird geübte Köche vielleicht unterfordern (siehe Testergebnis). Ich hatte trotzdem Freude daran, besonders an den einfachen, aber originellen Rezepten.
Der Kurs „Basic kochen“ zu schauen, hat mir Spass gemacht. Für den Alltag scheint es mir allerdings wenig relevant alle 15 Grundkocharten zu kennen. Für mich als geübte Köchin war es eine nette Spielerei. Einige Tricks habe ich mir abgeschaut. Die 5,5 Stunden Videomaterial haben mich inspiriert einige Rezepte und Methoden auszuprobieren.
Der tabellarische Überblick
Hier einige Fakten zu den Kursen:
Zu Hause einfach kochen | Just cook it! | Basic kochen | |
Lernzeit | 1 Std | 22,5 Std | 5,5 Std |
geeignet für absolute Anfänger | ja | teilweise | weniger |
interessant für geübte Köche | teilweise | ja, ganz sicher | ja |
Kosten
Normalpreis Aktionspreis |
24,99 Euro 12,99 Euro |
99,99 Euro 15,99 Euro |
44,99 Euro 12,99 Euro |
Es handelt sich bei diesen 3 Kochkursen um Kurse für „Allesesser“. In allen drei Kursen werden auch ein paar vegetarische und vegane Gerichte gezeigt. Rein vegane Kochkurse lernst Du hier kennen (klicken).
Das ist der Testsieger: „Zuhause einfach kochen“ mit Oliver Pehl
Das Versprechen - Kursziel
Schneller, besser und gesünder soll man mit Oliver Pehls Kurs kochen lernen. Er zeigt dafür die Tricks und Tipps der Profis, die man auch zu Hause brauchen kann, verspricht er.
Dazu sei es notwendig, sagt er, dass sich der Zuschauen nicht nur berieseln lasse, wie etwa in Kochshows. Er, Oliver Pehl, koche deshalb nicht alles vor.
Die Idee ist gut: er will den Kursteilnehmer vom Bildschirm an den Kochherd bringen. Ich frage mich trotzdem, wie ihm das ohne Vorkochen gelingen wird. Stelle dann aber fest: er kocht zwar nicht jedes Gericht einzeln vor, aber er zeigt viele Basics, so dass man die einfach gehaltenen Rezepte meist gut umsetzen kann.
Der Kursaufbau / Kursinhalt
Der Kurs hat einen einfachen Aufbau:
Echte Basics: Wie lese ich ein Rezept? Wie funktioniert der Herd?
Schon im Kapitel "Einleitung" findet der Kursteilnehmer ein Dokument in dem Oliver Pehl erklärt, wie man Rezepte lesen und verstehen kann. Wenige Minuten später zeigt der Dozent wie man mit seinem Herd umgehen lernt. Dazu gibt es auch eine praktische Aufgabe.
Solche Inhalte gibt es nur in diesem Kurs. Wie oben dargestellt gehören sie meiner Meinung, aber in jeden Kurs für echte Anfänger.
Auch in den Kühlschrank kann man einen kurzen Blick werfen. Oliver Pehl erklärt wo es im Kühlschrank am kältesten bzw. am wärmsten ist. Leider hält er diese Lektion sehr oberflächlich. Er wird nicht praktisch. Eine Anleitung befinde sich in der Mediathek, sagt er, aber in dieser Lektion sind keine Dokumente hinterlegt.
Doch wie gesagt: in den anderen beiden Kursen kommen solche Inhalte überhaupt nicht vor.
Schneidetechnik
Als nächstes geht es darum richtig Gemüse schnibbeln zu lernen. Sorgfältig wird erklärt, wie man es vermeidet, die Finger, statt das Gemüse zurechtzustutzen. Dafür nimmt Oliver sich Zeit, zeigt die richtige Haltung sehr langsam, gut sichtbar.
Verschiedene Schnittarten zeigt er dann anhand von Karotten, Tomaten, Kräuter und Fleisch.
Schön finde ich hierbei, dass er keine Werbeshows für das richtige Messer macht, sondern klar sagt, dass es zur Not auch ohne das richtig Messer geht: "Du fängst ja gerade erst an".
Einkaufen
Als nächstes soll es um das Einkaufen gehen. Dafür müsse man wissen, was man will und wo man es bekommt.
Nun gut, genau das wird das Problem des totalen Anfängers sein: woher weiss er, was er will und braucht? Leider fehlt die Lebensmittelkunde fast vollständig, so dass dem echten Anfänger wichtige Kenntnisse fehlen. Stattdessen gibt es via Audiguide einige Hinweise, worauf man beim Einkauf von Obst, Gemüse und Fleisch achten sollte (Herkunft, Saisonalität, Frische, Preis/Qualität). Das wäre eigentlich spannend, aber auch dieser Inhalt ist ganz oberflächlich gehalten.
Nur genügend gut: Inhalte mit methodisch-didaktischen Mängeln
Die Inhalte sind zwar gut gewählt, aber es mangelt an Tiefe. Ich als Erwachsenenbildnerin sehe folgende Probleme:
1. Diskrepanz zwischen Lernziel und Inhaltstiefe
Es besteht eine Kluft zwischen dem Ziel selbständig kochen zu können und der Inhaltstiefe.
Interessant - aber für den Kursersteller natürlich aufwändiger - wäre es gewesen, den Zuschauer in einem kleinen Laden oder auf dem Markt mitzunehmen und das Thema "Einkauf" am praktischen Beispiel zu zeigen. Aber immerhin leitet der Dozent dazu an sich mit dem Thema auseinander zu setzen.
2. Mangelnder Lerneffekt durch Audios
Zudem: das Format des Audioguide halte ich persönlich für sinnfrei. Es ist nervig von Video zu Audio zu wechseln, denn es hat für mich nur Nachteile und keinen Mehrwert.
- kann ich mir Dinge durch reines Zuhören nicht wirklich merken (wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass wir nur 30% von Gehörtem behalten können).
- muss ich die Audios erst herunterladen, weil ich sie nicht direkt in udemy öffnen kann.
Was er in diesen MP3-Dateien sagt, hätte ebenso gut in ein Video gepasst.
3. Nicht passgenaue Aufgaben
Auch am Ende dieses Abschnittes ist wieder erkennbar: Oliver ist Koch, kein Lehrer oder Trainer. Denn der Abschnitt endet mit einer mangelhaften Aufgabe:
Die Kursteilnehmenden sollen nach eine Saisonkalender suchen. Frage: Warum soll dafür Zeit eingesetzt werden? Dies wäre eine Aufgabe für einen Internet-Anfängerkurs (Fragestellung: Wie führe ich eine Google-Suche durch?) Für diesen Kochkurs passender wäre es wohl, einen Saisonkalender beizulegen und eine Aufgabe zu stellen, die dazu führt, das die Kursteilnehmenden MIT dem Saisonkalender etwas TUN müssen. Zum Beispiel je eine Sorte Gemüse oder Obst suchen, das im aktuellen Monat Saison hat.
Was bisher gezeigt wird, ist oberflächlich und ziemlich abstrakt. Ausser ein paar geschnittene Tomaten und Karotten und kochendes Wasser habe ich noch gar nichts gesehen. Zum Glück geht es im nächsten Abschnitt endlich ums Kochen lernen. Damit ist der Dozent in seinem Element.
Endlich - kochen lernen
Nun im Kapitel 5 geht es ans Kochen. 27 Minuten Videotraining sind dafür noch übrig, aber nun wird es endlich konkret.
Ran an die Vorspeise(n)...
Der Kursentwickler hat sich entschieden das Kochen lernen anhand der klassischen Aufbau eines Menus zu zeigen. Erst die Vorspeisen, dazwischen einige Eierspeisen, dann Fleisch, Fisch und Beilagen. Zum guten Schluss: Desserts. Man spürt hier stark den Restaurantkoch heraus.
Wer nur für sich oder nur für sich und ein Kind, einen Partner/eine Partnerin kocht, kommt damit vielleicht nicht so ganz auf die Rechnung. Herr Hubers erstes Ziel wäre es sicher nicht gewesen eine Vor-, Haupt und Nachspeise zu kochen, sondern mehrer einfache Gerichte fürs Frühstück, Mittag- und Abendessen zu beherrschen.
Die erste Kochaufgabe
Nichtsdestotrotz: die erste praktische Aufgabe ist jedenfalls anfängergerecht gewählt: einen Blattsalat einkaufen und ein Dressing machen. Nach einem Loblied auf die Vielseitigkeit des Salates gibt es eine wirklich gute Anleitung, wie man einen Salat schonend und wassersparend putzt, zerkleinert und trocknet und wie man ein gutes Salatdressing macht. Perfektes Anfängerniveau!
Etwas irritiert bin ich, weil ich erst nicht realisiere, dass es im Anhang der Lektion Rezepte gibt. Da finde ich die notwendigen Dressing-Rezepten. Ein kleiner Hinweis hätte da geholfen.
... von der Hauptspeise zum Dessert, viele Basics
Nun gehts Schlag auf Schlag: von einfachen Vorspeisen, zum Hauptgang bis zum Dessert gibt es einfache Rezepte und Erklärungen im Video.
Man lernt eine Brühe von Grund auf herstellen, daraus entsteht eine Suppe oder Sauce. Zwar bezweifle ich, dass es viele Hausfrauen gibt, die heute noch selbst noch eine Brühe machen. Die meisten nutzen meiner Erfahrung die Fertigprodukte. Aber Hauptsache, dem Anfänger ist klar, wie er den Weg von der Brühe zur Suppe schafft.
Es folgen Anleitungen zu Dipps, warmen und kalten Vorspeise, auch das Herstellen von Pfannkuchen wird gut erklärt.
Es gibt eine Anleitung für Gewürzmischung. Für mich persönlich ist das nichts Zwingendes, ich nutze Gewürze einfach einzeln. Hingegen sind die Rezeptideen für Fisch, Fleisch, Beilagen und Desserts absolut notwendige Basics, die jeden Anfänger einen grossen Schritt weiter bringen.
Auch das vegetarische und vegane Kochen wird thematisiert. Ganz richtig sagt Oliver, dass diese Art zu kochen eigentlich keine Hexenkunst ist, aber man erhält dann doch nur ein einziges veganes Rezept für ein Risotto.
Für vegane Online-Kochkurse bitte hier klicken.
Der Weg zum Erfolg
Ganz am Ende greift Oliver Pehl ein Thema auf, das etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte: das Kochen für Gäste. Immerhin greift er das Thema auf. In den beiden anderen Kursen wird überhaupt nicht darauf aufmerksam gemacht, wie man sich organisieren kann, damit man für seine Gäste Zeit hat und entspannt sein kann. Für den Anfänger dürften an dieser Stelle viel mehr Input kommen. Würden die vielen Randbemerkungen weggelassen, wäre der Kurs dadurch auch nicht viel länger geworden. Nebensächlichkeiten? Ja, ich empfinde so manches über das Oliver Pehl spricht als unwichtig. Geplauder halt. Nett, aber nicht wirklich relevant. Vielleicht Geschmackssache?
Jedenfalls erhält man als absoluter Anfänger in der sehr kurzen Zeit viele gute Infos und Anleitungen. Ich selbst hatte an den originellen Rezeptideen Freude.
Die Rezeptauswahl / Kursunterlagen
Ausschnitt aus den RezeptideenKompliment! Die Rezeptideen im Anhang sind wirklich auf Anfänger zugeschnitten: wenig Zutaten, nix Kompliziertes und ganz simple Beschreibungen, die man auf jeden Fall gut versteht.
Zu manchen Rezepten gibt es leider keine Videoanleitung. Der blutige Anfänger wird sich hier und da fragen, was er tun soll, weil nicht alles erklärt wird. Weiss denn jeder Anfänger, wie pürieren geht oder wie man Nudeln kocht? Solche Basics müssten in einem echten Anfängerkurs wirklich gezeigt werden!
Wer schon etwas Vorerfahrung hat, wird gut zurecht kommen und viele Ideen fürs einfach kochen finden.
Technische Umsetzung: Bild, Ton, Schnitt
Bildqualität
Oliver Pehl nahm den Kurs in einem Fotostudio auf, wie das einleitende Video zeigt.
Damit hätte er nahezu perfekte Videos aufnehmen können. Leider ist die Beleuchtung aber nicht gut platziert, so dass er viele Schatten im Gesicht hat. Auch an der Wand ist der Schatten gut sichtbar.
Schade. Gut angedacht, nicht so gut umgesetzt. Mit einer einfacheren Ausrüstung und einer präzisen Beleuchtung würde Oliver Pehl (noch :-)) sympathischer aussehen und die Videos professioneller wirken.
Auch die Beleuchtung bei der Lektion "Schneidetechnik" ist mangelhaft, aber abgesehen davon sind die Filme gut anzuschauen, denn zumindest die Schärfe stimmt.
Im Hauptteil "Kochen" hingegen ist die Beleuchtung besser. Nur rund um den Dozenten bleiben die Schatten
Ton
Hier gibt es nichts zu meckern. Der Klang ist angenehm. Der Dozent ist trotz hohem Sprechtempo gut verständlich.
Schnitt
Der Film wurde sorgfältig geschnitten bzw. gut aufgenommen. Die Übergänge sind sauber (keine "Hüpfer").
In der Regel passen Text und Bild zusammen und unterstreichen das Gesagte. Nur bei der Erklärung, wie man Sauce macht, wird die ganze Zeit eine Peperoni zugeschnitten, obwohl von Zwiebeln und Kartoffeln, vom Anschwitzen und mit Brühe ablöschen die Rede ist.
Fazit / Bewertung zum Kurs
Angesichts der fehlenden Auswahl an Online-Kochkursen für Anfänger, würde ich diesen Kurs empfehlen.
Wer sich sein Kochwissen nicht durch ein Kochbuch mühsam erarbeiten will oder keinen Kochkurs vor Ort besuchen kann, findet hier gegen eine minimale Investition an Zeit und Geld sofort ein Grundstock an Informationen um den Einstieg ins Kochen zu schaffen.
Natürlich, es ist nicht wegzudiskutieren: das Kurskonzept hat einige gravierende Mängel. Wichtige Inhalte fehlen, die Inhalte werden zum Teil sehr oberflächlich und mit etwas viel Blabla präsentiert. Die Aufgabenstellungen sind nicht immer ideal für den Lernerfolg und manchmal passen der gesprochene Text und das Video nicht ganz zusammen. Und trotzdem – in der einen Stunde Lernen kriegt man wichtige Basics für eine einfache Küche mit. Ideal für jeden, der sich schnell das Kochen beibringen muss und kaum Vorkenntnisse hat.
Wer schon ein paar Grundkenntnisse hat, findet hier viel Basiswissen, dass ihn beim Kochen weiterbringt und originelle Rezeptideen. Wer das Kochen schon als Hobby betreibt und von Grund auf kochen lernen will, wird vermutlich eher mit dem Onlinekochkurs "Just cook it" glücklich.
Der beste Kurs für Anfänger mit Vorkenntnissen: „Just cook it – online kochen lernen“ mit Alex Fasanya
Das Versprechen - Kursziel
Egal ob Neuling oder Nerd - in 90 Tagen will der Koch den Kursteilnehmenden Step by Step zum Kochprofi machen. Das verspricht Alex Fasanya in der Kurseinleitung.
"Rezepte gibt es im Internet genug" sagt er. In seinem Kurs will er deshalb keine weiteren verbreiten. Vielmehr bietet er einen Kochkurs, der eine solide Basis für das Kochen in der eigenen Küche gibt. Es soll so etwas Ähnliches sein wie eine Kochausbildung, sagt er. "Nur ohne früh aufstehen" 🙂.
Und dann passierts: der Kursleiter zeigt, dass er sich genau überlegt hat, was "Kochlehrlinge" brauchen. Er zählt auf:
- die grundlegenden Gartechniken braucht man
- Wissen zum Equipment
- welche Waren es gibt es und
- wie die Ware verarbeitet und
- welche Besonderheiten bringt die Ware mit sich.
Zumindest hat er einen klaren Plan.
Trotzdem gelingt ihm eher ein idealer Kochkurs für Hobbyköche, als der ideale Anfängerkurs. Warum? Im nächsten Abschnitt wird es klar.
Der Kursaufbau / Kursinhalt
Der Aufbau des Kurses ist sehr klar und auch logisch.
Er beginnt bei der Materialkunde, zeigt welche Töpfe und Messer man wie und wozu verwendet; zeigt ausserdem wie man ein Messer mit dem Wetzstahl wieder scharf bekommt.
Dann stellt er sämtliches Küchenwerkzeug vor: Siebe, Schüsseln, Kellen, Fleischwolk etc. und er erklärt was man wozu braucht und welche Materialien er mag. Dabei macht er keine Werbung für bestimmte Produkte, sondern zeigt einfach seine Lieblinge und rät, sich beim regionalen Händler umzusehen.
Warenkunde
Diesem Abschnitt folgt eine Einführung zu den Lebensmittel, ihrem Einkauf und deren Lagerung. Und er zeigt, was er für einen sinnvollen Vorrat hält.
Gewünscht hätte ich mir hier für den blutigen Anfänger den Vorschlag für eine Minimalausrüstung - aber das ist vielleicht schwierig, weil die ja davon abhängt, was man gerne isst?
Sehr ausführlich werden nun verschiedene Gemüse- und Obstsorten vorgestellt. Er hat sie alle auf seinem Tisch, zeigt teilweise, wie man sie aufschneidet. Ich vermute: die durchschnittlichen Küchenfee wird hier einiges kennnlernen, das für sie neu ist.
Nun lernt man Kräuter und Gewürze kennen und in einer Extralektion kann man - leider nur sehen und nicht riechen - Dinge wie Sojasauce, Samal Oelek, Thaini, Senf, verschieden Fette, Öle und Essig. Tatsächlich habe ich selbst noch längst nicht alles gekannt und/oder nichts über die Herstellung oder die Herkunft des Lebensmittels gewusst.
Spannend selbst für mich, ist die Präsentation der Milchprodukte. Nun verstehe ich, was Schmand und Creme fraiche ist.
Im Kapitel zum Fleisch wird recht anschaulich erklärt, welches Stück Fleisch woher kommt. Es wird zwar nur angerissen, was dann wozu benutzt werden kann, aber einige wichtige Grundkenntnisse kann man sich mit diesem Kapitel schon mal angeeignen.
In folgenden Abschnitt gibt es viele Infos zu typisch veganen und vegetarischen Zutaten. Da habe ich insbesonders viel über Tofu und Seidentofu gelernt. Zu sehen wie unterschiedlich die Konsistenz ist, und dass man Seidentofu auch anrühren kann, war für mich spannend, weil fast komplett neu.
Schade finde ich, dass viele absoluten Basics der Alltagsküche nicht vorgestellt werden: zumindest Langkornreis und Rundkornreis hätten erklärt werden dürfen und einige Sorten Teigwaren (mit und ohne Ei und Vollkorn).
Theorie... Theorie... Theorie
Dieses Wissen ist für den Neuling sehr wichtig. Ich hätte diese Lektionen trotzdem etwas anders aufgebaut. Denn der Kursteilnehmer lernt hier - so nennen wir Erwachsenenbildner das - "auf Vorrat". Das heisst, der Dozent gibt Wissen weiter, das vorerst nicht angewendet werden kann. So gehen viele Details gleich wieder vergessen.
Für die Mittelstufen-Köche ist das kein Problem, weil sie schon mit Vielem zu tun hatten und daher diese neuen Infos mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft werden kann. Der absolute Kochanfänger kann sich diese Lektionen anschauen, darf aber nicht erwarten, dass er sich das alles merken oder schon etwas damit anfangen kann.
Der Kursentwickler hat sich entschieden zuerst theoretisches Wissen und Hintergrundwissen weiterzugeben und danach erst mit den Kochen anzufangen. Sicher ein gute gemeintes Vorgehen von einen Fachmann. Als Erwachsenenbildnerin rate ich theoretisches Wissen immer mit etwas Praktischem zu verknüpfen.
Denn wer gesehen hat, wie man einen Tomaten- Mozzarellasalat mit Aceto Balsamico zubereitet - und es dann vielleicht sogar selbst ausprobiert - der kann sich leicht merken, was er da benutzt hat. Im Gegensatz zu dem, der den Aceto in einem Glässchen abgefüllt gesehen hat - neben vielen anderen - und ein paar Sätze dazu gehört hat.
Manchmal hatte ich beim Zuschauen das Gefühl, dass es auch für den Dozenten anstrengend ist soviel abstraktes Wissen weiter zu geben.
Bis hierher hat man schon sehr viele Details aber noch kein einziges Gericht kennengelernt. Wer Zeit hat und sich dem Thema erstmal nur annähern will, wird sich daran nicht stören. Wer sofort kochen lernen und ganz einfach einsteigen will, ist mit dem Kurs von Oliver Pehl besser bedient.
Küchen- und Schneidetechnik
Nun gibts eine Menge Techniken zu lernen: Bouquet garni binden, gesteckte Zwiebeln und Röstgemüse machen. Kurz und knackig wird erklärt was mit "hobeln", "rapseln", "aufschlagen", "unterziehen", passieren, "unterheben", hacken, und wozu ist es sinnvoll den Wiegeschnitt (auch rückwärts) zu lernen.
Dieses Kapitel fand ich sehr hilfreich, obwohl ich selbst, das meiste gewusst habe. Hier kamen relevante Inhalte, die im Kochkurs "Basis kochen" (siehe unten) fehlen. Das zeigt, dass es zum Kochen eben nicht nur Garmethoden, sondern noch andere Techniken braucht.
Garverfahren
nun geht den Inhalt, den Marcel Prenz und Stefan Aplanalp in ihrem Kurs (Basis kochen) während 5 Stunden gezeigt haben. Allerdings erklärt Alex Fasanya ihn in 15 Minuten. Doch der Verlust ist nicht gross, denn er macht es genau richtig. Er fängt mit dem gängigen Garmethoden an: braten, anschwitzen, schmoren. Den Schnickschnack für Fortgeschrittene lässt er weg und erklärt stattdessen, wie man sich für die richtige Garmethode entscheidet.
Zum Schluss: die Anwendung
Modul 1-3 sind zu Ende. In den folgenden Modulen geht es um die praktische Anwendung. Stundenlang kann man zusehen (und nachmachen) was Alex Fasanya vormacht.
Dabei beschäftigt man sich mit der Herstellung von Brühe, Suppen (insgesamt 14 Sorten) und Saucen (8 Sorten), Teige (9 Sorten), Salate (7 Sorten), Fleisch- und Fischgerichte (25 Sorten) und Desserts (17 Sorten). Nicht nur ein umfangreiches, sondern auch ein sehr vielseitiges Programm.
Die Rezeptauswahl / Kursunterlagen
Die Kursunterlagen / Rezepte sind top gestaltet mit Fotos und kurzen, übersichtlichen Texten.
Für ambitionierte Hobbyköche und Hausfrauen, die sich gerne Zeit nehmen um alles von Grund auf herzustellen, ist dieser Kurs ein wahrer Schatz. Ausserdem werden Fleisch- und Fischliebhaber begeistert sein, denn vom Krustenbraten, Entrecote, über Lammcarre, Rindsrouladen, Kaninchenkeulen, Kalbsbäcken und Wienerschnitzel. sowie Hummer, Nordseekrabbe und Seezungenröllchen lernt man wirklich alles kochen.
Leider sind die Mehrzahl der Rezepte Fleischgerichte. Ich hätte mir in den vielen Stunden deutlich mehr vegetarische Gerichte gewünscht.
Technische Umsetzung: Bild, Ton, Schnitt
Bildqualität
Hier waren echte Profis am Werk bzw. Könner: die Videos sind allesamt scharf und gut beleuchtet. Weder im Raum noch auf dem Gesicht des Kursleiters bilden sich Schatten ab. Bei den Kochsequenzen ist die Kamera oft sehr nah, so dass man bestens sieht, worum es bei der Arbeit geht.
Ton
Der Ton ist sehr klar, angenehm, warm. Die unterlegte "Musik" versprüht Energie und Leichtigkeit. Sehr angenehm ist, dass Alex Fasanya manchmal gar nicht spricht, sondern nur eine Einleitung macht und dann schweigend zeigt, was es zu tun gibt. Kompliment - der Mann weiss, dass man nichts zu sagen braucht, wenn es nichts zu sagen gibt.
Schnitt
Auch beim Schnitt war ein Könner am Werk. Das Bild zeigt stehts das worüber gesprochen wir und es gibt keine "Hüpfer" durch kaschierte Schnittstellen.
An einigen Stellen wechselt die Kamera auf eine seitliche Aufnahme des Dozenten. Das wirkt etwas seltsam, weil es durch den Winkel absolut keinen Blickkontakt gibt.
Diese Lösung finde ich zum Kaschieren von Schnittstellen auch nicht so ideal, aber es kommt zum Glück nicht allzuoft vor.
Fazit / Bewertung zum Kurs
Kochschule für ambitionierte Hobbyköche und Alltagsköche mit Wissenslücken
Der Anspruch des Profikochs ist sehr hoch. Was er zeigt, ist aufwändig und daher nicht unbedingt für den Alltag geeignet.
Ungewöhnlich viel wir von Grund auf hergestellt. Es werden keinerlei Fertigprodukte genutzt, nicht einmal Bouillonpulver.
Bei der Gemüselasagne wird den Nudelteig selbst gemacht und auch Suppen und Saucen werden von Grund auf hergestellt. In meine Alltagsküche würde dieser Aufwand nicht passen, aber für besondere Gelegenheiten...
In diesem Kurs wird also keine einfache Hausfrauenküche gezeigt, man fühlt sich eher in einer Blitz-Kochlehre im 4 Sterne-Restaurant. Wer simple Rezepte sucht, ist hier am falschen Ort, aber wer richtig kochen lernen will und richtig gut kochen lernen will, kann hier eine Menge lernen.
Ein Nice to have für Hobbyköche: „Basis Kochen – selber kochen statt Fastfood“
Das Versprechen - Kursziel
Die beiden Köche versprechen im Untertitel, dass man ohne vorherige Kochkenntnisse (!) schmackhafte Gerichte zaubern lernt. Ihr Ziel ist es den Menschen zu helfen, die wegkommen wollen vom Fastfood. Auch ohne Vorkenntnisse soll man bald schon anspruchsvolle Menus kochen können.
Um dieses Ziel zu erreichen, erklären die beiden Köche 15 Garmethoden. Dies ist eine Neuheit, weil wirklich alle Methoden gezeigt werden. Normalerweise beschränken sich Kochvideos nur auf ein kleine Auswahl, wie etwa braten, dämpfen, sieden.
Das interessiert sogar mich als geübte Köchin. Ich bin sicher, ich kenne nicht alle Methoden und verspreche mir einen relevanten Imput. Im Nachhinein zeigt sich, dass ich von einigen tollen Rezepten profitiert habe, aber wenig vom Wissen um die einzelne Garmethode.
In einer Facebook-Gruppe soll man sich anmelden können, so dass man sich bei Problemen Unterstützung holen kann. Diesen Zugang habe ich im Udemykurs allerdings nicht gefunden.
Der Kursaufbau / Kursinhalt
Der Kursaufbau ist einfach. Nach einem einleitenden Video wird eine Garmethode nach der anderen gezeigt - insgesamt 15 an der Zahl.
Der Kursaufbau - ein Schuss in den Ofen
Wie im Onlinekochkurs von Oliver Pehl (siehe oben) schon dargestellt, ist eine Fachperson aufgrund ihrer Fachkenntnisse noch kein guter Lehrer oder Kursentwickler.
Der Grundfehler im Konzept
Das Kurskonzept für den Kurs von Marcel Prenz und Stefan Abplanalp ist einfach, verfehlt meiner Ansicht aber das Kursziel vollständig, denn die fehlenden Vorkenntnisse der Zielgruppe werden gänzlich übersehen. Die Kursteilnehmenden lernen zwar mindestens ein Lebensmittel anhand einer bestimmten Garmethoden zuzubereiten, aber sie können sich durch diesen Kurs kein Repetoir für den Alltag aufbauen.
Konkret: Herr Huber hätte schon nach 26 Minuten Video schauen ein Hähnchen poelieren können. Ein erstes Abendessen wären ihm und seiner Frau also sicher gewesen. Oder doch nicht?
Ich als Hobbyköchen habe noch nie ein Poulet poliert. Bei mir gab es bisher simples Brathähnchen :-). Mich reizt es diese andere Zubereitungsart am nächsten Hähnchen auszuproben. Aber Herr Huber steht am Anfang seiner Kochkarriere, hat noch nie seinen Backofen eingeschaltet und weiss noch nichts über den Einkauf von Hähnchen, Gemüse und Gewürze und über den Unterschied zwischen einem Bräter und einem Kochtopf.
Dass er in den nächsten 25 Minuten Videokurs das Dämpfen von Zucchetti und das Glasieren von Karotten lernt, macht die Sache nicht besser. Der Dampfeinsatz - sofern er sowas in seiner Küche gefunden hätte - wäre damit schon mal zum Einsatz gekommen (Küchenutensilien werden erst im Abschnitt 19 erklärt). Allderdings: bis Herr Huber ein Frühstücksei oder Teigwaren kochen lernt, muss er noch ein paar Stunden im Videokochkurs ausharren, denn die Garmethode namens "sieden/kochen" - eine der gängisten für jede Hausfrau - wird erst als 15. Methode vorgestellt.
Zusammenfassung:
Mein lieber Schwan...! Poelieren für Anfänger...
Obwohl ich als Küchenhilfe arbeite und Hobbyköchin bin, habe ich dieses Wort nie zuvor gehört! Dafür kann ich zirka 7 Arten von Frühstück, mindestens 50 Hauptgerichte, 12 Kuchen und 10 Desserts aus dem ff kochen. Bedeutet: ich komme im Alltag klar. Herr Huber kann mit seinem Onlinekurs poelieren, hat aber sonst keine Ahnung. Frage also: wie relevant ist das Thema und - ist dieser Kurs wirklich für Menschen ohne Vorkenntnisse konzipiert?
Ich beantworte die letze Frage selbst: nein, das ist definitiv kein Einstieg und kein Kursaufbau für absolute Einsteiger, die sich mit ihren Geräten, dem Einkauf und den Lebensmitteln nicht auskennen, aber lernen möchten, wie sie sich dreimal am Tag ein zufriedenstellende Mahlzeit zubereiten können.
Für wen eignet sich dieser Kochkurs?
Menschen mit Kochkenntnisse werden einige Rezepte und einige Inspirationen aus diesem Kurs mitnehmen können. Allerdings halte ich es für prüfenswert, ob der sehr fundierte Kurs von Alex Fasanya Just cook it - online kochen lernen" nicht sinnvoller wäre.
Für Hobbyköche könnten folgende Inhalte spannend sein:
- zu den möglichen Bindemittel wird ein guter Überblick gegeben. Das ist auch in Bezug auf eine Glutenallergie interessant. Man lernt Möglichkeiten kenne, wie man Saucen die zu dünn sind eindicken kann. Etwas schade ist, dass das binden mit kalter Butter nur theoretisch abgehandelt wird.
- Der Überblick, welche Lebensmittel als Grundausstattung nützlich sind ist gut. Leider wird nicht unterschieden zwischen must have und nice to have. Zum Beispiel werden Zitronengras und Currypasten für asiatische Gerichte empfohlen. Allerdings gibt es im ganzen Kurs kein asisatisches Rezept zu sehen. Dito bei Ahornsirup
- Tipps und Tricks zum Zwiebeschneiden ohne zu weinen. Anleitung zum Mango schneiden, Chili entkernen, Fruchfleisch aus Avocado nehmen. Sowie toller Tipp zum Knoblauch schneiden, ohne die Hände dabei benutzen zu müssen und wie man Eier trennt bzw. woran man frische Eier erkennt.
Die Rezeptauswahl / Kursunterlagen
Die Unterlagen sind sauber gestaltet und fehlerfrei. Leider sind die Fliesstexte oft ziemlich lang, ebenso die Zutatenliste.
Technische Umsetzung: Bild, Ton, Schnitt
Bildqualität
Wie bei semiprofessionellen Videos üblich ist die Ausleuchtung nicht perfekt, aber sie ist deutlich besser als bei Oliver Pehl. Der Schattenwurf ist in der Küche gut erkennbar, aber auf den Gesichtern der beiden Kursleiter ist er gering, so dass die beiden ein natürliches Aussehen haben.
Ton und Sprache
Der Klang ist etwas hohl/kühl, ansonsten aber einwandfrei. Die beiden Sprecher sind gut zu verstehen. Teilweise stört das Geräusch des Dampfabzuges.
Beim schweizerdeutschen Kursleiter hört man - wie es bei uns Schweizern üblich ist - den Klang der Mundart.
Schnitt
Die Übergänge zwischen Vortrag und Kochsequenz sind tadellos geschnitten. Hingegen gibt es in den Vortragssequenzen sehr häufige Übergänge. Die Videoproduzentin versuchte dies zu kaschieren, so dass das Bild nicht "hüpft". Das Resultat sind verschwommene Bilder wie diese alle paar Minuten:
Die Videos der beiden anderen Onlinekurse sind deutlich schöner geschnitten:
- Bei cook-it wird der Kursleiter teilweise aus der seitlichen Perspektive gezeigt, um den Übergang zu kaschieren.
- Oliver Pehl ist entweder ein Naturtalent was das Reden betrifft oder er hat die Sequenz so lange aufgenommen, bis nichts mehr geschnitten werden musste.
Ich persönlich habe die Übergänge rasch zu übersehen gelernt. Angesichts des Kurspreises ist es für mich verständlich warum die Sequenzen zusammengeschnitten statt neu aufgenommen wurden.
Aufbau der Kapitel
Am Rande sei erwähnt, dass die Reihenfolge der Abschnitte offenbar geändert, aber die Videotexte nicht angepasst wurden. Denn die Bezüge sind oft falsch. Die Kursleiter sprechen davon, dass ein Thema noch kommt, dabei kam es schon in einer der vorherigen Lektion.
Fazit / Bewertung zum Kurs
Der Kurs hat eine logische Struktur, da eine Garmethode nach der anderen "abgearbeitet" wird.
Die praktische Relevanz erschliesst sich mir allerdings nicht. Dieser Einstieg ist für Anfänger zu steil und für Hobbyköche ist es nicht sehr relevant alle Garmethoden beim Namen nennen zu können. Im Laufe einer Hobbykoch-Karriere lernt man die meisten ohnehin in der Praxis. Ohne dass man die Methode benennen kann.
Angehende Köche müssen vermutlich alle Garmethoden kennen. Für sie könnte dieser Kurs ein interessantes Instrument sein um die typischen Merkmale der jeweiligen Garmethoden zu lernen.
Die drei unterschiedlichen Stärken dieser 3 Online-Kochkurse habe ich damit aufgezeigt. Klick unten in die Kurse rein und schau Dir die Gratislektionen an. Zusammen mit meiner Bewertung wirst Du so leicht feststellen können, mit welchem Kurs Du einfach kochen lernen möchtest. Und sagst dann schon bald voller Stolz „…und kochen kann ich auch!“
Viel Spass wünsche ich Dir!